Ann Keay Beneduce hat sich an ein risikoreiches Unternehmen gewagt. Die langjährige Lektorin und heutige Autorin von Kinderbüchern suchte sich einen klassischen Stoff aus und bearbeitete ihn für Kinder neu. Klassik für Kinder im Bilderbuch? Geht das gut? William Shakespeares Der Sturm, eines seiner berühmtesten Stücke um Rache und Gerechtigkeit, tritt im Altberliner Verlag den Beweis an, wie hervorragend das klappt. Die Nacherzählung folgt weitgehend der Handlung der Shakespeare-Originalfassung. Einige Stellen wurden gekürzt oder manche Szenen ganz gestrichen, wie zum Beispiel die Ermordung des Königs von Neapel. Doch trotz der behutsamen Eingriffe in den Text bleibt der Zauber des Originals erhalten. Die bekanntesten Verse Shakespeares sind im Deutschen der renommierten Übersetzung von Frank Günther entnommen, so daß auch einem Kind beim Vorlesen die Kraft der Sprache dieses meisterhaften Schriftstellers nahegebracht werden kann. Das ganze Kunstwerk der Prosa-Erzählung entfaltet sich jedoch erst mit den wunderbar reichhaltigen Illustrationen von Gennady Spirin, die er in verschwenderischer Fülle eingestreut hat. Der Absolvent des Stroganov Institutes der Schönen Künste ist berühmt für seine exquisite Aquarelltechnik. Seine spielerisch eingesetzten kleine Vignetten im Text unterstreichen den szenischen Ablauf der Geschehnisse. Seine ganzseitigen märchenhaften Bilder in matten Farben, die in die Welt der Elfen und Zauberer entführen, vereinen Sprache und Malerei zu einem harmonischen Ganzen. Der Sturm ist ein herausragendes Bilderbuch für die Kleinen, und ein gelungener erster Schritt, um sie mit klassischen Texten vertraut zu machen, aber auch eine Kostbarkeit für Bilderbuch-Sammler. --Salome Paulus Quelle:
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